(aus dem Buch
"Voyage autour de Valgorge" von le Docteur Francus, Privas
1878)
In Le Gua gibt es mehrere Mineralwasserquellen: die bekannteste
ist die von Boucharade, die ich vor etwa dreißig Jahren
besucht habe. Sie entspringt in zwei- oder dreihundert Metern Höhe
über dem Dorf an einem Abhang unterhalb des Tour de Brison. Pro
Minute gibt sie vier Liter, und ihre Temperatur beträgt 16°C.
Sie gehört zu Deroudilhe, bei Le Gua, aber ein Unternehmer aus
Joeyeuse, M. Nicolas, hat sie schon vor einigen Jahren befestigt und
man schenkt das in Flaschen abgefüllte Wasser nun unter dem Namen
von Eugénie de Brison aus. Das Mineralwasser von Boucharade ist
sehr kohlensäurehaltig und sehr angenehm zu trinken - unbestreitbar
die Königin der Tafelwasser in diesem Teil des Vivarais.
M. Nicolas hat am Flussufer, direkt am Brückenkopf ein schönes
Haus gebaut - direkt über einer weiteren Mineralquelle, die sich
nun eingekerkert in seinem Keller befindet. Diese Quelle ist eisenhaltig,
leicht kohlensäurehaltig, und ich habe zwei Gläser dieses
Wassers mit Vergnügen getrunken. Diese Quelle gibt zwei Liter pro
Minute, ihre Temperatur liegt bei 16°C, und man hat sie la Clovis
getauft. Sie ist schon sehr lange bekannt. Schon 1762 schrieb der Pfarrer
von Rocles:
"An der Grenze zwischen den Gemeinden von Sanilhac und Beaumont
verläuft eine Brücke über den Fluss von Beaumont, und
nebendran gibt es Mineralwasser mit hohem Vitriolgehalt*."
M. Nicolas ist Eigentümer von sechs Quellen. Eine von ihnen liegt
etwas entfernt von seinem Haus am anderen Ufer der Beaume, aber noch
auf dem Gebiet von Beaumont - sie wird Duc de Joyeuse genannt.
Sie gibt sieben Liter die Minute und ist 21° Grad warm.
Wieder eine andere Quelle heißt Saint-Jacques, eine weitere
Pittoresque. Der Mineralgehalt der letzteren ist schwach, was
vielleicht daran liegen mag, dass sie sich mit normalem Wasser mischt.
Die drei letzten sind sauer und kohlensäurehaltig und können
als ehrbare Tafelwasser durchgehen. Ich weiß nicht, ob sie analysiert
worden sind.
Le Gua ist ein
schöner Ort, zur Zeit sehr abgelegen, aber die geplante Straße
von Joyeuse nach Valgorge wird Le Gua mit Sicherheit beleben, und wer
weiß, ob es nicht eines Tages ein für sein Mineralwasser
besuchter Ort wird? In ein oder zwei Jahren kann man von Joyeuse aus
mit dem Wagen dorthin gelangen. Gut möglich, dass die Nutzung von
Mineralwasser in einigen Jahren eine enorme Entwicklung erfährt.
Viele glauben, dass ihm eine große Zukunft bevorsteht, und ich
bin geneigt, diesem Gedanken aus einem sehr tristen Grund zu folgen:
Unsere Väter, die ein schlichtes und arbeitsames Leben führten,
brauchten Mineralwasser genauso wenig wie Flanell und eine Masse weiterer
Dinge, die zum Komfort unserer Zeit gehören. Diese Dinge sind Teil
unserer Degeneration und dringen jeden Tag mehr in unsere schlaffe und
matte Zivilisation. Es sind neue Arzneien für neue Krankheiten.
Und während wir unglücklicherweise immer weiter degenerieren,
muss man beobachten, dass diese Heilmittel, die jeden Tag notwendiger
werden, immer weiter verbreitet werden. Die schönsten römischen
Thermen wurden in der zu Zeiten des Verfalls des Imperiums gebaut.
*Vitriol ist die veraltete Bezeichnung für
die kristallwasserhaltigen Sulfate (Schwefelsalze) von zweiwertigen
Metallen in der Chemie. Zum Beispiel das Zinksulfat (ZnSO4·7H2O,
weißer Vitriol), Eisensulfat(FeSO4·7H2O, grüner
Vitriol) und das Kupfersulfat (CuSO4·5H22O, blauer Vitriol).
Die Bezeichnung Vitriol (von lateinisch vitrum=Glas) soll schon Plinius
als Bezeichnung für grünes, kristallines Eisensulfat verwendet
haben, weil dieses eine entfernte Ähnlichkeit mit grünem Glas
hat.
Von der Bezeichnung leitet sich auch Vitriolöl als Bezeichnung
für Schwefelsäure ab, die früher aus Eisenvitriol hergestellt
wurde.